Pressemitteilung der AGABY

Solidarität mit geflüchteten Menschen und die Rolle der Beiräte in der aktuellen Situation

Die Welt und Deutschland sind in einer besonderen Situation. Viele Menschen sind auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Folter, Diskriminierung und Perspektivlosigkeit. Sie suchen Schutz und eine bessere Zukunft. Nur ein kleiner Teil der Flüchtlinge schafft es, nach Europa und Deutschland zu gelangen. Die meisten Geflüchteten kommen in den Nachbarländern ihrer Heimat unter. Dennoch stellt die aktuell hohe Zahl derjenigen, die zu uns kommen, die gesamte Gesellschaft vor eine wichtige Aufgabe: Ziel muss es sein, diese geflüchteten Menschen menschenwürdig aufzunehmen und ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen -entsprechend der deutschen Verfassung und den Menschenrechten.

Mitra Sharifi Neystanak, Vorsitzende der AGABY, erklärt im Namen der Beiräte: „Wir, die Mitglieder der kommunalen Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte, haben selbst Migrationserfahrung oder kennen diese aus unserer Familiengeschichte. So wissen wir ganz genau, wie Offenheit und Herzlichkeit einem Menschen gut tun, wenn man alles hinter sich gelassen hat, verunsichert ist, weil man die Sprache oder einfache Alltagsregeln nicht kennt. Wir wissen, wie es sich anfühlt, wenn man nicht als Mensch mit alle seinen Fähigkeiten und Erfahrungen wahrgenommen wird, weil man sich nicht auf Deutsch ausdrücken kann.“ Weiter führt sie aus: „Wir wissen darum, wie schwer der unsichere Aufenthaltstitel, die große Sehnsucht und die Sorge um Familie und Freunde auf Geflüchteten lasten. Traumatische Erlebnisse und der Verlust von Angehörigen kommen noch hinzu.

Die Beiräte spielen in der aktuellen Situation eine wichtige Rolle: Viele Beiratsmitglieder helfen mit ihren Sprach- und Kulturkenntnissen, Kommunikationsschwierigkeiten zu überwinden und die ersten Schritte in Richtung Integration von Geflüchteten zu gewährleisten.

Gleichzeitig macht der Umgang mit den geflüchteten Menschen die strukturellen Schwächen unserer Gesellschaft und die Schwierigkeiten mit Migration und Vielfalt sichtbar. Auch Fehler, wie z. B. in der Wohnungsbaupolitik, Schul- und Integrationspolitik, kommen ans Licht. Jeden Tag wird spürbar, dass die langjährige Forderung von AGABY nach interkultureller Öffnung aller Bereiche des öffentlichen Lebens richtig war. Als Beispiel das Bildungssystem: Es fehlen Lehrerinnen und Lehrer, die selbst mehrsprachig und inter-kulturell kompetent sind. Eine Ausbildung im Bereich Deutsch als Fremdsprache oder Deutsch als Zweitsprache ist immer noch kein Pflichtbestandteil der Lehrerausbildung.

Die Erfahrungen der Beiräte sowie der Migranten generell werden gebraucht, um die Chance nutzen zu können, die die aktuelle Zuwanderung für Deutschland bedeuten könnte. Um endlich strukturell die Weichen dafür zu stellen, das Land zukunftsfähig, d. h. migrationskompatibel zu machen.

Leider gibt es in unserer Gesellschaft nicht nur diejenigen, die sich mit den Geflüchteten solidarisieren. Es gibt auch die, die sozialen Neid und Hass gegen Geflüchtete, Muslime und Juden schüren, leider auch unter Menschen mit Migrationsgeschichte. Diese Menschen haben unter Umständen Angst. In den allermeisten Fällen beruht diese Angst auf falschen Annahmen. In wenigen Fällen ist die Angst auch begründet. Sie haben Angst um ihre Sicherheit, weil die rechtsextreme Szene keine Unterschiede macht und alle Migranten-gruppen Opfer ihrer menschenverachtenden Ideologie und Gewalt werden können. AGABY sagt jedoch: Auf gar keinen Fall darf die Angst zu Neid, Hass oder Gewalt gegen Geflüchtete führen!

AGABY hat alle Beiräte dazu aufgerufen, auf diese Ängste einzugehen, das Gespräch in den Kommunen mit den Migrantinnen und Migranten, deren Organisationen und mit allen anderen Bürgerinnen und Bürgern zu suchen.

Rassisten versuchen, die Gesellschaft zu spalten: „Deutsche“ gegen Migranten, alte Migranten gegen neue Migranten und Geflüchtete. Verlierer werden alle sein. Unsere Antwort ist Solidarität mit geflüchteten Menschen und allen, die die Demokratie und Menschenrechte schützen. Die Beiräte sehen es deshalb als eine wichtige Aufgabe an, die Migrantenorganisationen und Selbstorganisation für geflüchtete Menschen in ihre Arbeit einzubinden. Das schafft neuen Raum für Partizipation. Uns alle erwartet viel Arbeit. Wir sind aber bereit, uns der Herausforderung gemeinsam zu stellen.

Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns

AGABY
Landesgeschäftsstelle
Gostenhofer Hauptstr. 63
90443 Nürnberg
Tel. 0911 92 31 89 90
Fax 0911 92 31 89 92
Mail: agaby@agaby.de
Web: www.agaby.de

Kommentare sind geschlossen.